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Spielaufbau gegen Mittelfeldpressing

Eine große – wenn nicht die größte – Herausforderung im Spielaufbau ist es, sein Offensivverhalten gegen das gegnerische Mittelfeldpressing oder überhaupt Pressing planvoll zu gestalten. Dazu müssen Strategien entwickelt werden, um das gegnerische Mittelfeldpressing zu umgehen bzw. wirkungslos werden zu lassen. Wichtig ist, dass man immer genau weiß, wie sich der Gegner im Normalfall verhält, d.h. wie genau er Mittelfeldpressing spielt. Hierzu ist eine genaue Kenntnis der gegnerischen Taktik, beispielsweise durch Spielbeobachtungen, notwendig.

Eine ganz grundlegende taktische Marschroute gegen Mittelfeldpressing kann der gezielte lange Ball sein, insbesondere, wenn man über einen robusten und kopfballstarken Stoßstürmer verfügt. Allerdings ist auch in diesem Fall häufig mit Ballverlusten zu rechnen. Dennoch: es ist immer eine Überlegung wert, vor allem, wenn der Gegner vielleicht einen Kopfballschwachen Innenverteidiger aufbietet..

Spielt man flach und kurz, sollte man den Außenverteidiger nicht in enge Situationen anspielen, da dieser Ball meistens vom Gegner gewünscht ist, um das Mittelfeldpressing einzuleiten (natürlich abhängig vom Spielsystem, siehe auch hier). Allerdings kann der Außenverteidiger gezielt angespielt werden, um den Gegner auf die Seite zu locken und dann mit einer schnellen Spielverlagerung Raum zu schaffen (siehe 3. Variante).

Variante 1 und 2 gehen davon aus, dass in die Verschiebebewegung gespielt wird, d.h. der Gegner hat alle ballnahen Räume bereits besetzt und ist bereit, sein Mittelfeldpressing einzuleiten. Außerdem spielt der Gegner jeweils mit zwei Stürmern, was in der Defensive häufig gemacht wird.

1. Variante: Einlaufender Außenspieler wird angespielt

Es kann gut sein, die Stürmer bzw. Stümer und Zehner eng zusammen spielen zulassen (aber auch hier: abhängig vom Spielsystem), um die Halbräume erst einmal offen zu halten. Der Innenverteidiger ist am Ball spielt den einlaufenden äußeren Mittelfeldspieler (7) an, der von außen nach innen startet und auf den unterstützenden Sechser prallenlässt. Die Spielfortsetzung ist dann mit einem Anspiel auf die Stürmer bzw. mit Pässen in die Tiefe nach innen oder außen möglich. Das vom Gegner geplante Mittelfeldpressing wird vermieden, man hat Raumgewinn und Ballbesitz in Blickrichtung gegnerisches Tor.

Spielaufbau gegen Mittelfeldpressing über außen

2. Variante: Flügel räumen, Sechser kommt ins Halbfeld

Auch hier ist wieder der Innenverteidiger am Ball. Äußerer Mittelfeldspieler und Außenverteidiger machen den Raum im Halbfeld frei, indem Sie sich nach vorne außen lösen. Im Normalfall werden die Gegenspieler mitgehen, sodass der ballferne Sechser (8) sich schräg nach außen lösen kann und kurz anspielbar ist. Nun kann es auch sinnvoll sein, über den Flügel weiterzuspielen, weil man hier unter Umständen mit Außenspieler und Außenverteidiger eine Überzahlsituation herstellen kann. Auch so kann das Mittelfeldpressing auf den Außenverteidiger umgangen werden, indem man dem Sechser, der nicht direkt anspielbar ist, den Halbraum öffnet.

Spielaufbau: Kurzpass auf ballfernen Sechser

3. Variante: Schnelle Spielverlagerung über Innenverteidiger oder Sechser

Die schnelle Spielverlagerung ist der taktische Königsweg gegen alle ballorientierten Defensivstrategien, weil niemals der gesamte Raum des Spielfelds abgedeckt werden kann.

Die Spielverlagerung bietet sich über die Sechserposition oder den Innenverteidiger an, die sich schräg hinten oder seitlich anbieten. In einer solchen Situation  wird häufig ein Position überspielt, um keine Zeit zu verlieren. Z.B. spielt der halbrechte Innenverteidiger direkt auf den linken Außenverteidiger, ohne den zweiten Innenverteidiger einzubinden.

Nach einer Spielverlagerung besteht mehr Raum für Spielzüge, da der Gegner noch auf die andere Seite verschoben ist. Das macht es ihm in dieser Situation im Normalfall unmöglich, ein geordnetes Mittelfeldpressing zu spielen. Viel eher wird er in der Abwehr versuchen zu verzögern, bis die Mannschaft auf die andere Seite verschoben ist. Dieser Vorsprung vor dem Gegner muss schnell und zielstrebig ausgespielt werden, um über den entfernten Flügel oder das Zentrum eine Torchance herauszuspielen.

Natürlich gibt es unzählige weitere Möglichkeiten, gegnerisches Mittelfeldpressing zu verhindern bzw. zu umspielen.

Diskutieren könnt ihr diese und weitere Strategien auch im Fußball Forum von nupo.de.

3 Gedanken zu „Spielaufbau gegen Mittelfeldpressing“

  1. Hallo Simon,

    beim Zweilinien-Pass ist es, denke ich, häufiger der Fall, dass ein 10er oder einer der Außenspieler angespielt wird und auf den 6er prallen lässt. Aber ich denke, das geht natürlich auch so, abhängig vom Spielsystem (würde das im 4-2-3-1 oder im 4-4-2 mit Raute sehen). Klar ist es eine Art Steil-Klatsch denn der angespielte hohe 6er wird keine Zeit haben, den Ball zu verarbeiten, weil er sicherlich eng zugestellt und attackiert wird.

    Es ist sinnvoll, dass beide 6er sich anbieten, um mehr Optionen im Aufbau zu haben. Ballnah wird tendenziell eher zugestellt sein. Das hängt aber auch davon ab, wie die gegnerischen Stürmer verteidigen. Wenn sie die Mitte schließen, dann wird es schwierig, die ballferne 6 anzuspielen. Der ballnahe 6er schiebt häufig weit hoch, um vor sich Raum zu schaffen, oder er kommt kurz entgegen, um hinter sich Raum zu schaffen. Dass die beiden Sechser auf einer Höhe spielen, wird nicht so häufig gemacht, meine ich.

    Ich würde grundsätzlich gestaffelt spielen, vor allem auch weil so bei einem Bllverlust der tiefer spielende 6er den Raum vor der Abwehr schließen muss.

    Hoffe, das hilft dir ein bisschen weiter.

    Viele Grüße
    Daniel

  2. Hallo Trainer,

    eine Frage zum Verhalten der Doppel 6 beim Spielaufbau.
    In einem Artikel von Frank Wormuth habe ich folgende Möglichkeiten gelesen, welche ich aber noch nicht alle nachvollziehen konnte:

    Drei Spieleröffnungen seien im heutigen Fussball von großer Bedeutung

    (1) „Schweini-Position“
    (2) „Zwei-Linien-Pass“
    (3) „Diamentrale Doppelsechs“

    Stehen die Außenverteidiger hoch, also weit vorne auf ihrer Seite, entsteht ein Raum zwischen den Innenverteidigern und Außenverteidigern, in dem sich der ballnahe 6er den Ball abholt (Schweiniposition), während sich der ballferne weiter vorne anbietet.
    Soweit klar.

    Beim „Zweilinien-Pass“ passt der ballführende IV an einem 6er vertikal vorbei um den in die Tiefe gegangenen zweiten 6er anzuspielen. Dieser 6er lässt den Ball auf den anderen 6er klatschen und schon ist man tief in der anderen Hälft und hat zudem eine offene Stellung zum Tor.

    Die Spieleröffnung ist mir noch nicht so klar. Beschreibt Frank Wormuth einfach, das Steil-Klatsch-Prinzip? Doppel-6 gestaffelt, d.h der ballnahe positioniert sich tiefer und bekommt den Ball, lässt ihn aber klatschen…?

    Bei der „Diamentralen Doppelsechs“ stehen beide 6er nicht gestaffelt, sondern auf gleicher Höhe. Hier bieten sich ballentfernte und ballnahe 6 gegenläufig, also diamentral an, um den Pass vom IV in einer halboffenen Stellung vom IV zu erhalten. Der ballentfernte 6er fordert also das Zuspiel.

    Wieso ist es sinnvoll, dass der ballentfernte 6er das Zuspiel fordert? Und welche Bewegung macht der ballnahe 6er?

    Zum Schluss mal ganz Grundsätzlich: Auf einer Höhe oder gestaffelt die Doppel-6?

    Gruß Simon

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